Biotop Rauschenberg

 

 

Ziegenherde am Rauschenberg

 

Staunen in den Gesichtern, Ausrufe der Freude: „Ist das nicht herrlich!“

 

Für die anwesenden Mitglieder des NABU-Petersberg erfüllte sich am Samstag (6.4.2019) ein Traum. Aus dem Anhänger, mit dem unser Projektbetreuer Carsten Schell (Stöckels) die Tiere aus Hofbieber- Elters geholt hatte, kletterten neugierig 8 ausgewachsene Ziegen und 6 erst wenige Tage alte Jungtiere. Die Freude der Menschen schien auch die Tiere zu erfassen. Luftsprünge, lautes Meckern und das fröhliche Hüpfen der Kleinen machte die Situation zu einem besonderen Moment. Kurzformel: Es war einfach nur schön!

 

 

 

Hätte man die Vereinsmitglieder vor 6 Monaten gefragt, was sie von der Anschaffung einer Ziegenherde halten, so hätten Sie wahrscheinlich nur verwundert reagiert. Das Ziegenprojekt entwickelte sich erst durch schweißtreibende Arbeit. An drei Wochenenden im November 2018 investierten mehrere Ehrenamtliche

 

 

 wieder viele Stunden in die Arbeit mit Heckenschere, Motorsense und Motorsäge. Das Ziel: Das Freischneiden einer dicht mit Weißdorn, Schlehe und Heckenrosen bewachsenen Fläche am Rauschenberg, die der Gemeinde Petersberg gehört. Die Fläche war durch den Bau des neuen Kindergartens am Rauschenberg als Ausgleichsfläche ausgewiesen worden. Durch die Bebauung war ein Biotop verloren gegangen und es bestand die Aufgabe, in naher Umgebung für die artenreiche Lebensgemeinschaft ein passendes Ersatzbiotop anzubieten. Hier begann die Projekt-Kooperation zwischen der Gemeinde Petersberg und der örtlichen NABU-Gruppe. Viele Arbeitseinsätze und die mehrjährige Beweidung mit Schafen und wenigen Ziegen hat die Fläche zwar in die richtige Richtung verändert, aber zufrieden waren die Aktiven nicht.

 

Was will der NABU-Petersberg mit einer Ziegenherde in diesem Biotop erreichen?

 

Wir können nicht jedes Jahr mit Weißdorn, Schlehe und Heckenrosen kämpfen ohne eine Perspektive auf eine nachhaltige Besserung zu haben, denn das kann auch robuste Ehrenamtliche des Naturschutzes zunehmend frustrieren. Und so ließ die anstrengende Arbeit die Idee wachsen, mit einer Ziegenherde das Projekt Rauschenberg weiter zu entwickeln, denn Ziegen lieben Weißdorn, Schlehen und Heckenrosen. Und genau das zeigten schon in den ersten Minuten die 8 großen und 6 kleinen Ziegen. Anstatt das frische Gras zu zupfen reckte sich der Hals vieler Tiere nach oben zu dem frischen Grün der dornigen Pflanzen. Gut, die Kleinen ziehen die Muttermilch wahrscheinlich vor, aber auch sie zupfen schon an jedem frischen Grün. Haben Sie Lust, sich das Schauspiel einmal selber anzuschauen? Die beschriebene Fläche finden Sie am Rauschenberg direkt unterhalb des Hauses des Rhönklub-Zweigvereins Petersberg.

 

 

Wie geht es weiter? Die Tiere werden in den nächsten Wochen auf dieser Fläche solange bleiben, bis der Verbiss an Hecken und Aufwuchs ein Ausmaß erreicht hat, der aus ökologischer Sicht zufriedenstellend ist. Dann wird die Herde auf eine andere Fläche umgesetzt, wo sie ihre Biotoppflege weiter ausüben kann. Für den NABU Petersberg ist dieses Projekt ein Versuch, eine alte Form der Landschaftspflege neu zu erproben. Schließlich sind die Flächen an den Südhängen des Rauschenberges genau so entstanden, - durch die Beweidung mit Schafen und Ziegen. Die Flächen dienten in zurückliegenden Zeiten u.a. als Hutweide zur Futtersuche (Weideland) für Schafe, Pferde, Rinder oder Ziegen, Durch deren Verbiss kam es in der Folge auch zur langsamen Auslichtung einer verbuschten Landschaft. Und genau das ist auch das Ziel unseren jetzigen Ziegenprojektes Aber nicht nur, weil es vielleicht kulturhistorisch interessant wäre, lohnt sich das Beobachten der Herde. Sie werden sehen, es ist einfach nur schön!

 

 

 

NABU Petersberg

 

Naturnahe Pflege von Biotopen durch eine Ziegenherde

Folgebericht

 

 

 

Wie in der Gemeindezeitung (Nr.17/2019) bereits einmal beschrieben, erprobt der NABU Petersberg ab diesem Jahr die Biotoppflege auf den Ausgleichsflächen der Gemeinde Petersberg auf neue Art. Die überall zu sehende starke Entwicklung der Gemeinde Petersberg, z.B. die verstärkte Bautätigkeit, führt dazu, dass naturnahe Flächen immer seltener werden. Der Gesetzgeber hat daher alle Gemeinden verpflichtet, diesen Verlust an Natur ansatzweise zu kompensieren, indem bestimmte Flächen der Gemeinde aus der aktiven Nutzung heraus genommen werden. Hier haben Pflanzen und Tiere Vorrang vor anderen Interessen. Ziel ist es, auf diesen Flächen eine weitgehend ungestörte Entwicklung hin zu stabilen, artenreichen Populationen zu ermöglichen. Die Entwicklung läuft meistens leider nicht automatisch und schnell in die gewünschte Richtung. So kann es sein, dass auf einer neu ausgewiesenen Ausgleichsfläche, die speziell aufgrund der Lage Insekten dienen soll, ein starker Aufwuchs von Sträuchern erfolgt. Der damit einhergehende, immer stärker werdende Schatten auf der Fläche, verhindert die Entwicklung von krautigen Blütenpflanzen, auf die Insekten besonders angewiesen sind. Hier ist der Einsatz von Ziegen zur Biotoppflege sehr sinnvoll. Verteilt auf bestimmte Zeitfenster im Laufe eines Jahres können Ziegen den hölzernen Aufwuchs durch Verbiss eindämmen und über längere Zeit sogar zurückdrängen. Dies konnte man im Frühling auf der Ausgleichsfläche am Rauschenberg unterhalb des Rhönklub Hauses sehr schön beobachten.

 

Die Nutzung einer Ziegenherde zur Landschafpflege setzt voraus, dass die Tiere an einem Standort bei unterschiedlichen Wetterbedingungen Schutz finden. Das kann Schatten sein, der bei Hitze von den Tieren aufgesucht wird, das kann bei Regen ein trockener Unterstand sein. Da die Ausgleichsflächen der Gemeinde Petersberg, die der NABU Petersberg mit seiner Ziegenherde pflegt, an ganz verschiedenen Standorten auf dem Gemeindegebiet liegen, kommt zu dem Aspekt „Schutz“ noch der Aspekt „Transport“. Wie bekommt man eine Ziegenherde geschickt vom Rauschenberg nach Marbach, von dort nach einiger Zeit nach Steinau/ Steinhaus ,.... und dann wieder an den Rauschenberg? Klar, man braucht einen Ziegenwagen!

 

Das schmale Geldbudget des NABU Petersberg erlaubte es leider nicht, ein solches dienliches und funktional passendes Gefährt „mal eben zu kaufen“. Schnell wurde klar, dass hier das Engagement der Vereinsmitglieder mit ihren unterschiedlichen Fähigkeiten genutzt werden muss, um eine alternative Lösung zu finden. Ein älterer Ladewagen, angeboten in einer nahe gelegen Gemeinde, wurde gekauft und umgebaut. Das, was sich so einfach anhört - „Umbau“ - erwies sich dann doch als ein arbeitsintensives Projekt. Mehrere Vereinsmitglieder brachten ihre Zeit und ihr Wissen und Können ein, um die technischen Teile, die nun nicht mehr benötigt wurden, auszubauen. Das war nicht immer leicht, denn eine Bauanleitung „Dekonstruktion“ gab es nicht. Aber nach einem Monat kooperativen Arbeitens war das Gefährt seiner neuen Bestimmung gemäß umgebaut und wurde auf eine Ausgleichsfläche nach Marbach überführt. Es wurde von den Ziegen sofort in Besitz genommen und stellt nun ihr neues Zuhause dar, das sie nach Bedarf nutzen. Wer sich einmal die Zeit nimmt und die Tiere der Herde beobachtet, wird feststellen, dass sie für weniger als eine Stunde „unterwegs“ sind und fressen, um anschließend gemeinsam unter dem Ziegenwagen zu ruhen und das zu tun, was ein Teil ihres Lebens ist: Wiederkäuen ! Alleine dies zu beschreiben ist eine eigene Geschichte, - wir werden darauf zurück kommen. Bis dahin schauen Sie doch einfach mal vorbei, die Ziegenherde „arbeitet“ zur Zeit in der Haune - Aue zwischen Steinau und Steinhaus.

 

 

Für den NABU Petersberg,

 

Dr. Alfred Peschl