Bekenntnis zu besserer Forstwirtschaft
NABU Hessen begrüßt vollständige FSC-Zertifizierung im Staatswald
Wetzlar – Der NABU begrüßt die Entscheidung der Landesregierung zur umfänglichen Zertifizierung aller staatlichen Forstämter nach dem „FSC“-Gütesiegel. „Mit der vollständigen FSC-Zertifizierung setzt Umweltministerin Priska Hinz ein klares Zeichen für eine bessere Forstwirtschaft“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen. Dadurch werde der Wald attraktiver für gefährdete Tiere wie Spechte, Fledermäuse und Wildkatzen – und somit auch für die Waldbesucher. „Es wird auch mehr Naturwälder ohne Holznutzung geben“, freut sich der NABU. Die Entscheidung des Landes zeige, so Eppler, dass die gemeinsam mit vielen gesellschaftlichen Gruppen erarbeitete hessische Nachhaltigkeitsstrategie weiter in die Praxis umgesetzt wird.
Das international anerkannte FSC-Siegel erhalten nur Wald-Bewirtschafter, die ökologischen und sozialen Aspekten einen höheren Stellenwert einräumen. So muss zum Beispiel auf zehn Prozent der Waldfläche eine natürliche Entwicklung ohne Holznutzung zugelassen werden. Zudem sollen zehn geschützte Habitatbäume pro Hektar als Trittsteine für wandernde Arten dienen und die Lebensraumvielfalt stärken. Weitere Aspekte sind die pfleglichere Behandlung von Schutzgebieten sowie die Begrenzung von nicht heimischen Baumarten wie Douglasie und Roteiche. Die Bestimmungen werden regelmäßig durch einen externen Prüfer und eine bessere Bürgerbeteiligung kontrolliert – ein Grund, warum manche Förster noch skeptisch sind. „Offenbar lässt sich nicht jeder gern auf die Finger gucken“, so Eppler. Im Staatswald, dem Wald der Bürger, müsse dies aber eigentlich selbstverständlich sein.
Bis zur Mitte der Legislaturperiode wurde bereits die erste Hälfte der hessischen Forstämter zertifiziert. Danach folgte eine Evaluierung. Nun ist die zweite Hälfte an der Reihe. „Der Aufwand der Zertifizierung lohnt sich. Viele Vorteile wie der Schutz von biologischer Vielfalt, Klima, Trinkwasser und Boden sind nicht rein betriebswirtschaftlich zu messen“, so Eppler. Auf längere Sicht hin rechnen sich die höheren ökologischen und sozialen Standards aber auch ökonomisch: Mit der Unterstützung durch Umweltorganisationen und Gewerkschaften genießt das FSC-Siegel bei vielen Holzkunden einen hohen Bekanntheitsgrad für seine hochwertige und nachhaltige Qualität. Daher hat sich die Umstellung auf FSC in anderen Bundesländern wie Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein und das Saarland schon bestens bewährt.
Schmetterlingen im Winter helfen
NABU: Im Haus überwinternde Tagfalter brauchen kühle Räume
Wetzlar – Die kalte und nahrungsarme Jahreszeit stellt an die bei uns überwinternden Tierarten hohe Anforderungen. Säuger wie Fledermäuse, Igel oder Haselmaus fallen in Winterschlaf, Eichhörnchen halten Winterruhe. Wechselwarme Tiere wie Amphibien und Reptilien, deren Körpertemperatur sich der jeweils herrschenden Außentemperatur anpasst, suchen frostgeschützte Schlupfwinkel auf und verbringen den Winter in einer Winterstarre. Auch Schmetterlinge und andere Insekten überleben die kalte Jahreszeit auf diese Weise.
Von den in Hessen lebenden Tagfaltern überwintern die meisten Arten als Ei, Raupe oder Puppe. Einige aber auch als ausgewachsener Schmetterling. „Die bekannten Falter Tagpfauenauge, Kleiner und Großer Fuchs sowie Admiral finden wettergeschützte Unterkünfte in Baumhöhlen oder Gebäuden. Der C-Falter sucht ebenfalls frostfreie Höhlungen auf, wird aber auch im Freien angetroffen, während der Zitronenfalter gänzlich auf eine Behausung verzichtet“, erklärt Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen.
Bei der Wahl der passenden Winterunterkunft kann es manchmal zu Problemen kommen. Wenn Zimmer, Dachböden oder Kellerräume im Winter plötzlich beheizt werden, landen die Falter unweigerlich in der „Wärmefalle“. Da die Umgebungstemperatur im Quartier ansteigt, stellt der Körper des Schmetterlings auf Frühjahr um. Der Falter beginnt umherzuflattern und verbraucht dabei viel Energie. Schon nach kurzer Zeit sind dann die Nährstoffreserven für den Winter verbraucht. Da kein Blütennektar als Nahrung zu finden ist, verhungert der Schmetterling schon nach kurzer Zeit. Deshalb sollte die Umgebungstemperatur in geeigneten Winterquartieren dauerhaft möglichst unter 12 Grad Celsius liegen.
„Findet man einen winterstarren Schmetterling auf dem Dachboden oder im Keller, so lässt man ihn dort am besten sitzen, sofern der Raum den Winter über kühl bleibt“, rät der Biologe Eppler. Sollte sich der Falter jedoch in einem beheizten Raum aufhalten, fängt man das Tier am besten vorsichtig ein und setzt es an einen kühlen und trockenen Ort. Gut geeignet sind frostsichere Keller, Garagen oder Schuppen. Wichtig ist zudem, dem Schmetterling an den ersten warmen Frühlingstagen den Ausflug aus dem Winterquartier zu ermöglichen. Dazu reicht es aus, ein Fenster gekippt offen stehen zu lassen.
Der frei überwinternde Zitronenfalter hat einen besonderen Trick auf Lager, um sich gegen den Frost zu wappnen. Wenn er ein geeignetes Plätzchen gefunden hat, klappt er seine Flügel nach oben zusammen und fällt in die Winterstarre. „Seine besondere Winterhärte verdankt er einem körpereigenen Frostschutzmittel. Durch das eingelagerte Glyzerin kann die Körperflüssigkeit nicht gefrieren“, so Eppler. Außerdem scheidet der Zitronenfalter zu Beginn der kalten Tage einen Teil seiner Körperflüssigkeit aus. Er lässt praktisch alles Wasser ab, das er nicht braucht. Auf diese Weise kann der Zitronenfalter Temperaturen bis zu minus 20 Grad Celsius überstehen. Derart völlig erstarrt kann man den gelben Falter mit viel Glück hinter Efeuhecken, an Brombeerbüschen oder im Gras entdecken.
Der größte Teil der heimischen Schmetterlinge ist im Winter aber kaum zu entdecken, da sie als Ei, Raupe oder Puppe überwintern. So gehört beispielsweise der Nierenfleck zu den Tagfaltern, die ihre kältegeschützten Eier an den künftigen Futterpflanzen der Raupen ablegen. Schmetterlinge wie der Große Schillerfalter und das Schachbrett trotzten im Raupenstadium der kühlen Jahreszeit. Der bekannte Schwalbenschwanz, viele Weißlinge und der Aurorafalter verpuppen sich bereits vor dem Kälteeinbruch und warten so auf den kommenden Frühling.